Dem süßen Leben hatte sich Industrie-Sprössling Erwin M. Gegenbauer verschrieben, bevor er Mitte der 90er Jahre seine sauren Wurzeln wiederentdeckte und begann, in seiner Wiener Essig Brauerei nur noch allerbeste Essige zu produzieren. Ob mit den Geschmacksrichtungen Spargel oder Paprika oder mit den jahrelang gereiften Balsamessigen – heute beliefert er Qualitätsfanatiker auf vier Kontinenten mit seiner sauren Edelware.

Vier Ingredienzien machten aus dem ehemaligen Manager und Lebemann par Excellence den berühmtesten Essigbrauer der Welt: Neugierde, Perfektionismus, Beharrlichkeit und Kompromisslosigkeit. Von allen vier Eigenschaften hat der gebürtige Wiener Erwin Gegenbauer mehr als genug in die Wiege gelegt bekommen. Und ohne diese Eigenschaften wären seine Produkte, Wein-, Frucht- und Balsamessige von höchster Qualität, sicherlich nicht von New York bis Tokio bei den verwöhntesten Feinschmeckern und besten Köchen derart geschätzt und beliebt.
Aus „schlechtem Wein“ wird saures Gold
Der Erfolg war nicht selbstverständlich, denn Essig hatte alles andere als einen guten Ruf. Mit der wachsenden Weinbildung hatten Genießer gelernt, den Essigton als Fehler zu werten und damit Essig als etwas Minderwertiges abzutun. Und was sich sonst auf dem Markt tummelte, war zumeist weit davon entfernt, dem seit Menschheitsgedenken in Nahrung, Heilung und Schönheitspflege eingesetzten Produkt ein gutes Renommee zu geben. Aus schlechtem Wein wird Essig, dachten und denken heute noch viele – und damals wie heute haben sie damit meist recht. Dass Essig schwerer als Leitungswasser zu verkaufen ist, lernte Gegenbauer spätestens, als er im Herzstück des Familienbetriebs, dem Stand am seinerzeit ebenfalls imagemäßig kränkelnden Naschmarkt, seine Hobbyessige aus dem Keller auspackte.
Heute ist der Österreicher, der sich gerne bescheiden als kleinster Essigbrauer der Welt bezeichnet und sich doch eigentlich Essigforscher nennen müsste, Herr über 70 Essigsorten und hat auch weitere Genusszweige aufgebaut. Seit 2006 werden am Naschmarkt drei Sorten Gegenbauer-Kaffee aus kleinen Lagen von einem Triester Importeur frisch geröstet verkauft und in so renommierten Häusern wie dem Wiener Steirereck serviert, seine eleganten Fruchtsäfte schenkt die Gastronomie statt Wein korrespondierend zum Sterne-Essen aus. Und diverse Öle aus Trauben- oder Argankernen oder aus Oliven komplettieren das Sortiment für den wahren Genießer, dem nichts so zuwider ist wie pasteurisierte, verdünnte, mit Zusatzstoffen aufpolierte und dem Naturprodukt entfremdete Massenware.
Immer auf der Suche – Von Fruchtkernöl bis Urkorn-Bier
Das saure Gold von Essigbrauer Erwin Gegenbauer gilt als der Rolls Royce unter den Essigen. Der Wiener stellt in seiner Manufaktur im zehnten Bezirk mehr als 60 Sorten aus Zutaten wie Tomaten, Spargel, Melonen, Honig und ausgewählten Rebsorten unter viel Aufwand und aus qualitativ erstklassigen Zutaten her. Alle Produkte sind rein natürlich, werden weder pasteurisiert noch filtriert und lagern je nach Sorte mehrere Jahre in Eichenfässern auf dem Dach der Brauerei oder in Glasballons in den Katakomben. Mit der Wiener Öl Mühle widmet sich der Geschmacksfanatiker, der 2011 von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung als Produzent des Jahres ausgezeichnet wurde, der Erzeugung von aromatischen Gewürzölen und sortenreinen Fruchtkernölen.
Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen stellt Erwin Gegenbauer seit 2014 Wiener Bier aus steinzeitlichem Urkorn her und eröffnete Anfang 2015 fünf Wiener Gäste Zimmer, die für puristisches Wohnen fernab des Mainstream, Handwerkskunst und urbanen Genuss stehen. Gegenbauer erhielt wegen seines steten und nachhaltigen Engagements für den Erhalt und die Förderung kulinarischer Raritäten den Titel Kulinarischer Botschafter der Besten Österreichischen Gastlichkeit 2014.
Weitere Informationen unter www.gegenbauer.at