Das Leben schreibt tatsächlich die interessantesten Geschichten. Wie die eines Weingutes, in dem sich vor 20 Jahren weinbauliche Quereinsteiger mit der damals noch wenig diskutierten Vision von gelebter Nachhaltigkeit im Weinbau auf ihren spannenden Weg als Winzer machten. Heute steht das Weingut Wohlgemuth-Schnürr mit an der Spitze einer neuen Gruppe von Weinerzeugern die mehr wollen, nämlich messbare Nachhaltigkeit in allen Produktions- und Arbeitsebenen, kurzgesagt: Den perfekten Wein aus maximal nachhaltigem Anbau. Für Gastronomen, die ihren Gästen Weine mit dem entscheidenden Zusatznutzen bieten möchten, eine interessante Adresse.

Mit Passion und eigenem Konzept zum klimaneutralen Weingenuss

Eher durch einen berufsbedingten Zufall hat es den gebürtigen Bayern Andreas Schnürr und seine Frau, die Frankfurterin Alexandra Damm vor nun über 25 Jahren ins Weinland Rheinhessen verschlagen. Schon bald wird ihnen klar, sie sind gekommen um dort zu bleiben wo Oleander, Feigen, Mandelbäume und vor allem fantastische Weine gedeihen.

Der Traum vom nachhaltigen Weingut

Die Geschichte des Paares ist ein wahrgewordener Lebenstraum. Die Übernahme und Fortführung des Familienweingutes Wohlgemuth – mit Weinbergen in den rheinhessischen Top-Lagen Morstein und Höllenbrand – erlaubte es ihnen mit eigener Qualitätsphilosophie ein Traditionshandwerk zu leben und gleichzeitig neue Wege zu gehen.

Seit der Übernahme im Jahr 2000 feilen sie an der Umsetzung ihrer eigenen Vorstellungen für einen verantwortungsbewussten, nachhaltigen Weinbau. Ihr erklärtes Ziel ist es, hervorragende Weine im Einklang mit Natur und Umwelt auszubauen. Dafür setzen sie seit dem ersten Tag auf ein betriebseigenes Nachhaltigkeitskonzept, das sie im Laufe der Jahre immer weiter perfektioniert haben.

Buchstäblich ausgezeichnete Weine mit Charakter

Auf der Suche nach echter Nachhaltigkeit stoßen sie, vor nun bereits über fünfzehn Jahren, erstmals auf neue Rebsorten, die sogenannten Piwi´s. Kreuzungen aus europäischen Traditionssorten und pilzwiderstandsfähigen Wildreben. Dank der hervorragenden Eigenschaften dieser robusten Rebsorten ist es möglich, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark zu reduzieren und dadurch zusätzlich bodenverdichtende Überfahrten, Treibstoff und Zeit einzusparen. Die sehr guten Anbaubedingungen der rheinhessischen TOP-Lagen und der ansonsten nicht unproblematische Klimawandel sind zwei Punkte, die die „Neuen“ in optimaler Weise in Qualität umzusetzen vermögen.

Doch weiter in der Geschichte: 2009 beginnt das Winzerpaar seine Piwi-Pionierreise und pflanzt ab jetzt, Jahr für Jahr zunehmend mehr der neuen Rebsorten. Mittlerweile sind bereits über 50% ihrer Weinbergsflächen mit ihnen bestockt. Tendenz weiter steigend. Denn nicht nur so wohlklingende Rebsortennamen wie Cabertin, Cabernet blanc, Muscaris, Cabernet Cantor, Johanniter, Prior oder Sauvignac machen neugierig, die Qualität überzeugte die Weinkunden vom ersten Tag an und lies keine Berührungsängste mit den neuen Weinen aufkommen, so die Pionierwinzer.

Wohlgemuth-Schnürr
Wohlgemuth-Schnürr

Auch eine alte Rebsorte, die beinahe in Vergessenheit geraten ist, kultiviert und schützt das Weingut mit viel Liebe: Die Weissweinsorte „Früher Roter Malvasier“, oft verwechselt mit dem „Weißen Malvasia“. Die historische Rarität ist mittlerweile nicht mehr wegzudenkender bunter Mosaikstein eines Weinangebotes, das in Sachen Vielfalt von Klassikern, Pioniersorten und zu Bewahrendem seines Gleichen sucht.

Mit Feingespür für die aromatischen Facetten der Rebsorten, sowie Einflüsse auf den Geschmack durch die spezifische Beschaffenheit von Lage und Rebstöcken sorgt man im Weinberg und Keller des Weingutes immer wieder für das gewisse Etwas, das einen Spitzenwein zu einem Garanten für Genussmomente mit Charakter macht. Je nach Weinstilistik reifen die Weine im Edelstahl um frisch und jung zu bleiben, im Holzfass um ihre Aromenfülle voll auszubilden oder im Barrique um mit viel Zeit und Ruhe Tannine zu harmonisieren und ihren Reifehöhepunkt zu erreichen.

Mühe und Passion, die nicht unbemerkt bleiben: 2019 ging das Weingut Wohlgemuth-Schnürr als 8-facher Gewinner und Topscorer aus dem internationalen Wettbewerb „Piwi-Wine-International-Award“ hervor und konnte, nur wenige Tage später, den Ehrenpreis der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz für den hohen Qualitätsstandard ihrer Weine entgegen nehmen.

Ausgeklügelte Strategie für verantwortungsbewussten Weinbau von Morgen

Doch noch einen Blick hinter die Kulissen: Seit 2010 ist das Weingut Wohlgemuth-Schnürr über eigene Photovoltaik-Anlagen rechnerisch stromautark. Nachts und im Winter wird derzeit noch nachhaltiger, heimischer Ökostrom zurückgekauft. Den Wärmebedarf decken Sie über echtes Biogas aus einer Zuckerrübenschnitzel-Biogasanlage. Innovative und eben auch nachhaltige Speichertechnik wird dies in den kommenden Jahren noch optimieren.

Gelebte Nachhaltigkeit sollte die oberste Instanz aller Entscheidungen sein. Im Weingut Wohlgemuth-Schnürr heißt dies beispielsweise, das leere Weinflaschen auf den Auslieferungstouren zurückgenommen, gespült und wiederbefüllt werden. Die Etiketten werden mit pflanzlichem Leim auf die Flaschen aufgebracht. Da auch keine tierischen Weinbehandlungsmittel eingesetzt werden, darf sich der Wohlgemuth-Schnürrsche Wein vegan nennen. Noch ansehnliche Kartons, in denen das Leergut retourniert wurde, werden erneut benutzt und mit plastikfreiem, kompostierbaren Klebeband verschlossen. Briefe, Weinpost, Weinliste und alles was man so zu Papier bringt, wird auf Recyclingpapier gedruckt.

Ganz wichtig ist der Winzerfamilie, in der sich bereits die nächste Generation beruflich auf den Weinweg macht, dass im Weinberg alles getan und gelassen wird was zur Schonung von Boden sowie Tier- und Pflanzenwelt beiträgt. So wird jeder unnötige Einsatz von Herbiziden und Mineraldüngern durch biologische, botanische, mechanische oder händische Maßnahmen ersetzt. Um Artenvielfalt und Humusaufbau zu fördern, setzt man auf vielfältige Begrünungen und Blühmischungen.

Mit dem Bau einer betonfundamentfreien, nichtbodenversiegelten-Tageslicht-Vollholzhalle für die Weinbergstechnik, wurde auch beim Bau vollständig auf Nachhaltigkeit gesetzt. Im Weingut Wohlgemuth Schnürr achtet man gerne aufs Detail.

Jeden Tag aufs Neue stellt die Winzerfamilie, wie auch viele gleichgesinnte „Überzeugungstäter“ anderer Branchen, die eigene Arbeit auf den Prüfstand: Um Verbesserungspotenziale zu ermitteln, haben sie nun ihr Konzept von den Fachleuten des DINE (Deutsches Institut für Nachhaltige Entwicklung e.V.) unter die Lupe nehmen lassen. Der einjährige Zertifizierungsprozess, der in die Vergabe des Nachhaltigkeitslabels „FairChoice“ gemündet ist, bestätigte mit beindruckenden Zahlen das Erreichte und konnte wichtige Anregungen geben, den eingeschlagenen Weg engagiert weiter zu gehen.

In Sachen Nachhaltigkeit auf Entscheidungen seitens der Politik zu warten, sei nicht zielführend, ist sich das Paar sicher. Denn jeder kann und sollte seinen eigenen Beitrag durch reflektiertes Nutzerverhalten leisten. Warum nicht auch beim Genuss eines Glases Wein. Das dies möglich ist, dafür tut das Weingut Wohlgemuth-Schnürr gleich in mehrfacher Hinsicht einiges und leistet so einen wichtigen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit im deutschen Weinbau und die zukunftsorientierte Weiterentwicklung ihres Familienbetriebes.
https://wohlgemuth-schnuerr.de/

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