Die Idee ist bereits geklaut: Aus Rückständen der Natur wie beispielsweise Laub wird Kohle gepresst, sodass in kurzer Zeit ein potenter Energielieferant entsteht. Friedrich Bergius erhielt dafür 1913 den Nobelpreis. Dann verschwand seine Idee wieder in der Versenkung. Marc Buttmann, früher Manager und heute umtriebiger Ingenieur, perfektionierte Bergius Überlegungen und entwickelte eine Anlage, die sich das Prinzip zu Nutze macht. Dafür setzt er auf Klärschlamm – also den Resten von unser aller Mist. Das funktioniert einwandfrei. Ohne stinkende Gase, ohne weitere Umweltbelastung.

Klärschlamm – eine ungenutzte Energiequelle

Ideen aus fremden Branchen - Aus Klärschlamm wird Kohle
Marc Buttmann gewinnt aus Klärschlamm energiereiche Kohle

Allein in Deutschland bleiben nach der Aufbereitung von Abwasser etwa 9 Millionen Tonnen Klärschlamm übrig. Dieser wird unter Subventionen von Landwirten als Düngemittel verwendet. Das treibt allerdings den Phosphorgehalt in den Böden nach oben und belastet das Grundwasser. Auf Feldern, auf denen Obst und Gemüse angebaut wird, darf Klärschlamm nicht mehr zum Düngen verwendet werden.

Die Alternative für die Entsorgung des Klärschlamms ist Verbrennen. Dabei bleibt die entstehende Energie aber meist ungenutzt. Was für eine Verschwendung! Von den langen Transportwegen, die der Klärschlamm zu den Verbrennungsanlagen zurücklegt, ganz zu schweigen.

Buttmanns Lösung stinkt ganz und gar nicht zum Himmel

Jetzt kommt Marc Buttmann ins Spiel. Er presst den Klärschlamm in der eigens entwickelten Anlage zu Pellets. Das Prinzip ist von der Jahrtausende dauernden, natürlichen Kohleentstehung bekannt – geht in Buttmanns Anlage aber innerhalb weniger Stunden. Die Anlage ist ein Hybrid aus Druckkochtopf und Durchlauferhitzer: Mit 25 bar Druck und bei 180 Grad Celsius stellt der Ingenieur Kohle her, die von Kraftwerken als Energieträger genutzt werden kann.

Die Wärme, die bei der Kohleherstellung entsteht, nutzt Buttmann direkt wieder, um die Maschinen anzutreiben. Sogar das überschüssige Wasser wird aufgefangen und der enthaltene Phosphor größtenteils herausgefiltert.

Nur Mut! Einer muss ja den Anfang machen

Lohnt sich das Ganze? Laut Buttmann können durch die hydrothermale Karbonisierung statt der reinen Verbrennung des Klärschlamms etwa 2.400 Tonnen CO2 gespart werden. Die Energiebilanz verbessert sich laut einer Studie der TU Berlin um 70 Prozent.

Jetzt müssen die Betreiber der üblichen Kläranlagen nur noch mit an diesem Strang ziehen und Buttmanns Anlage in großem Stil bauen. Den Mut konnte bislang in Europa keiner aufbringen. Deshalb setzt Buttmann seine Idee jetzt in China um, damit er in ein paar Jahren Referenzen vorweisen kann, die die Kläranlagenbetreiber dann hoffentlich endgültig überzeugen. Zu wünschen wäre es ihm.

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