Das Huhn, einfachstes, landwirtschaftliches Nutztier und Standardzutat der europäischen Küche, ist in Gefahr! Natürlich nicht jedes Huhn, aber das schmackhafte, hoch geschätzte, robuste und gesunde Huhn.
Die Problematik des modernen Huhns
In der deutschen Lebensmittelproduktion beschränkt man sich auf wenige, hocheffiziente Hybridrassen. Viel Fleisch, noch mehr Eier – aber leider wenig Geschmack. Dem Hybridhuhn wird genau das zum Verhängnis: Die Hennen leiden vor der Schlachtung unter ihrem eigenen Gewicht. Zudem werden noch immer viele der männlichen Küken kurz nach dem Schlupf getötet.
Die Verbraucher – also eure Gäste – bekommen davon noch immer zu wenig bis gar nichts mit. Geflügel ist beliebt und billig, außerdem sieht die Hühnerbrust in der Plastikverpackung kaum noch nach Tier aus. Diese Entfremdung ist ein Problem, das es zu lösen gilt. Zum Beispiel durch aktive Aufklärungsarbeit, wodurch peu à peu ein Umdenken stattfinden kann.
Wir retten das Sundheimer Huhn

Gastronomen – wie das Restaurant Erasmus, Green Chefs Partner aus Karlsruhe – fungieren als Vorbilder und können wirklich was bewegen. Zum Beispiel indem sie auf regionstypische Hühner aus artgerechter Haltung statt auf Hybridhühner setzen.
Auch Initiativen wie Bruderhahn tragen zum Umdenken bei, indem sie einerseits auf die Tötung der Hähnchen aufmerksam machen und andererseits durch die Zusammenarbeit mit regionalen Landwirtschaftsbetrieben die gemeinsame Aufzucht von Hennen und Hähnen unterstützen.
Eine Lösung: Das Zweinutzungshuhn
Das Zwiehuhn, auch Zweinutzungshuhn, kann sowohl Eier legen als auch ausreichend Fleisch ansetzen. Nicht so effektiv wie beim Hybridhuhn, aber dafür kann es noch mehr: Das Zwiehuhn ist besonders widerstandsfähig gegen örtliche Krankheitserreger und kommt daher überwiegend ohne den Einsatz von Antibiotika durch’s Leben.
Auch die Landwirtschaft profitiert von der Entscheidung zum Zwiehuhn, denn durch regionale Wirtschaftsstrukturen können Zwischenhändler minimiert werden. Zudem ist es möglich, dass Zusatzkosten, die Landwirten für die Ausrichtung auf Zweinutzungshühner anfallen, durch EU-Agrar-Mittel rückerstattet werden.
Das Sudheimer Huhn schippert auf der Arche des Geschmacks

Das Sundheimer Huhn gilt als ältestes Zwiehuhn und ist 2014 in die Arche des Geschmacks der Slow Food Bewegung aufgenommen worden, um das Überleben der vom Aussterben bedrohten Rasse zu sichern.
Mit der Entscheidung für das Sundheimer Huhn – oder andere regional vorkommende Hühnerrassen – tragen Gastronomen nicht nur zur Erhaltung der Artenvielfalt bei, sie können auf diesem Weg auch Aufklärungsarbeit beim Gast leisten. Nur gemeinsam kann es gelingen, ein sinnstiftende Lebensmittelsystem zu erhalten.
Und die Geschichte hinter dem Gericht auf dem Teller ist es alle Mal wert, weitererzählt zu werden!