Der Lachs gehört mit einem Anteil von 20 Prozent* zu den beliebtesten Fischarten und landet entsprechend oft auf den Tellern. Doch das Angebot ist begrenzt. Die Zucht gelingt nicht nachhaltig. Zwei Chemiekonzernen, Evonik und DSM, ist es nun gelungen, eine Lösung zu finden. Dafür wird der Lachs zum Vegetarier.
Vom Fischfresser zum Vegetarier

Um den Bedarf an Lachs decken zu können, wird der Fisch in Lachsfabriken weltweit gezüchtet. Da der Lachs wie auch Menschen und andere Tiere zum Wachstum auf die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA angewiesen sind, werden diese in Form von Fischöl zugefüttert. Gewonnen werden sie auch Wildlachs. So gehen 2,6 Kilogramm Wildlachs für 1 Kilogramm Zuchtlacht ins Netz.
An dieser Stelle setzt nun eine gemeinsame Erfindung der Chemiekonzerne Evonik aus Essen und DSM aus den Niederlanden an. Sie haben gemeinsam Patente entwickelt, Omega-3-Fettsäuren, die es eigentlich so nur in Fischen gibt, auf Basis einer Alge herzustellen. Eine Weltneuheit, die die Fischzucht revolutionieren könnte. Denn die Erfindung ist so effektiv, dass in Zukunft Fisch nicht mehr an Fisch verfüttert werden muss. Und auch der Tierfuttermarkt könnte davon profitieren.
Algenöl statt Fischöl vom Wildlachs – eine Revolution!
Und so funktioniert die Herstellung der fischlosen Omega-3-Fettsäuren: Algen werden mit Zucker – bevorzugt aus Mais – angereichert und brauchen nur ein paar Tage, bis sie geerntet werden und aus ihnen ein Algenöl gewonnen werden kann. Das wiederum ist ein hundertprozentiger Ersatz für das bisherige Fischöl, denn es enthält die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA.
Das Algenöl ist nicht nur reiner, weil es ohne mögliche zurückbleibende Schwermetalle oder Antibiotika in den Fischen hergestellt wird. Es ist auch effektiver, weil das Algenöl die doppelte Menge an Omega-3-Fettsäuren enthält wie herkömmliches Fischöl. Künftig soll die Alge 15 Prozent des derzeitigen jährlichen Bedarfs für Kulturlachs decken – zunächst. „Mit unserem Algenöl machen wir den Lachs sozusagen zum Vegetarier“, sagt Reiner Beste, Leiter der Ernährungssparte von Evonik.
Verbesserte Nachhaltigkeit in der Aquakultur
Gemeinsam mit DSM hat der deutsche Chemiekonzern dazu ein Joint-Venture unter dem Namen Veramaris gegründet. Eine Anlage zur Produktion wird in den kommenden Monaten in den USA entstehen, über den genauen Standort wird noch verhandelt. 2019 soll die Anlage in Betrieb gehen. Das Ziel ist es, mit der Alge „einen neuen Standard für eine verbesserte Nachhaltigkeit in der Aquakultur zu setzen“, sagt Beste.
Das fischlose Öl aus Alge ist zwar etwas teurer in der Herstellung, dafür ist es aber nachhaltig. Vom Futterproduzenten über den Lachszüchter bis hin zum Lebensmittelhandel habe es bereits positive Rückmeldung gegeben – auch in Bezug auf den moderaten Kosteneffekt, sagt Beste.
Steigende Kosten für herkömmliche Zuchtlachse
Hinzu kommt: Auch Fischöl wird immer teurer. Die Kosten für eine Tonne Fischöl liegt zurzeit bei 2000 bis 2500 Dollar. 2005 lag der Preis noch bei 500 Dollar. Das liegt an den Fischfangquoten, der erhöhten Nachfrage nach Lachs und dem begrenzenden Angebot. „So gesehen hat das Premium-Produkt Lachs so oder so mit steigenden Kosten zu rechnen“, sagt Beste.
Das Nachsehen könnte beim Einsatz der Alge als Fischölersatz die Fischerei-Industrie haben. Denn die Wildfische werden beim Einsatz der Alge nicht mehr benötigt.
*Nach Angaben der Nürnberger Gesellschaft für Konsum ist Lachs in Deutschland der meistverkaufte Fisch mit einem Verzehr von rund 14,4 Kilogramm Fangfisch pro Kopf.