Kükenschreddern muss nicht sein

Zweinutzungshuhn - Pixabay

Ihre Vorfahren lebten im Dschungel in kleinen Gruppen. Gemeinsam rannten die Zweibeiner über Stock und Stein – und legten von Zeit zu Zeit ein Ei. Bei aller Industrialisierung der Zucht gibt es immer noch glückliche Hühner und Ställe, die ohne Kükenschreddern und Käfighaltung auskommen.

Vom glücklichen Geflügel zum Massenprodukt

Das Huhn: Vom glücklichen Geflügel zum Massenprodukt - Pixabay
Das Huhn: Vom glücklichen Geflügel zum Massenprodukt

Dank ihres Sozialverhaltens gelang es den Urhühnern, sich der Welt und unterschiedlichsten Lebensbedingungen immer wieder anzupassen. Mit der Kultivierung durch den Menschen wurden ihre Fähigkeiten, möglichst viele Eier zu legen und besonders viel Fleisch anzusetzen immer weiter optimiert. Bis irgendjemand auf den Gedanken kam, sich entweder auf die Ei- oder die Fleischproduktion zu konzentrieren, um die Leistung der Tiere weiter in die Höhe zu schrauben. Das ist zur gängigen Praxis geworden. Somit kommen heute 95 Prozent aller Hühner aus Hybridzüchtungen. S

Demgegenüber steht das wachsende Interesse am Huhn, das der Urvariante entspricht. Die Nachfrage nach Tieren, die in der Lage sind, sowohl Eier zu legen als auch schmackhaftes Fleisch anzusetzen, steigt demnach. Übrigens spricht man dabei vom Zweinutzungshuhn.

Warum also Zweinutzungshuhn

Zweinutzungshühner wachsen langsamer und sind nicht so leistungsfähig wie Hybridhühner. Dafür profitieren sie aber von einer längeren Lebenserwartung, da sie widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger sind. Somit kommen sie auch mit deutlich weniger Antibiotika durch’s Leben. Die männlichen Küken dürfen nach dem Schlüpfen weiterleben, es gibt kein Kükenschredern.

Bislang sind landauf landab Hühnerfreunde auf der Suche nach einer passenden Rasse, mit der die Zweinutzungshühnerhaltung rentabel wird. Besonders vielversprechend ist hier die Rasse Les Bleues. Die Initiative Das Zweinutzungshuhn listet Höfe und Händler, die Hühner der Les Bleues Rasse aufziehen und vertreiben. Oftmals sind es Bio-Betriebe, die die Zweitnutzungshühner züchten.

Beste Lebensbedingungen für Demeter-Hühner

Hühner, die sogar nach Demeter-Standard aufwachsen, leben in einem Tageslichtstall mit viel Auslauf und Platz zum Suhlen und Picken. Sie bekommen 100-prozentiges Bio-Futter und ihre Schnäbel werden nicht kupiert, also gekürzt. Außerdem freuen sich die Hennen über ihren Hahn im Korb, denn beide Geschlechter leben zusammen. Das Schreddern der geschlüpften männlichen Küken gibt es dort nicht.

Immer mehr Gastronomen – wie auch das Restaurant Erasmus, Green Chefs Partner aus Karlsruhe – setzen auf Zweinutzungshühner und sorgen so für mehr Vielfalt im Hühnerstall. Ihr tragt also aktiv dazu bei, den Markt zu verändern – zum Wohl aller!

Diese Initiativen setzen sich für’s Hühnerwohl ein

Kunstfleisch als Lösung für die Massentierhaltung?

Kunstfleisch als Alternative zur Massentierhaltung - Pixabay

Ersetzt Kunstfleisch aus dem Labor in Zukunft die Massentierhaltung? Das israelische Start-Up Supermeat hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Fleisch im Labor züchten lässt. Damit soll der Hunger der wachsenden Weltbevölkerung gestillt und der Anteil an Fleisch aus Massentierhaltung reduziert werden. Experten glauben an diese Zukunft. 

Ist Labor-Fleisch die Zukunft?

Kunstfleisch als Alternative zur Massentierhaltung - Pixabay

Supermeat plant, in drei Jahren die erste Generation künstlich hergestelltem Geflügelfleisch Restaurants anbieten zu können. Bis zur industriellen Produktion soll es weitere zwei bis fünf Jahre dauern.

Für das Kunstfleisch werden lebenden Tieren Zellen entnommen, die im Labor dann zu Gewebe herangezüchtet werden. Daraus bilden sich Muskelfasern. Also fast wie im Organismus. Geschmacklich soll kein Unterschied zu erkennen sein.

Kunstfleisch: Petrischale statt Maststall

Gegenüber konventioneller Massentierhaltung habe das Kunstfleisch aus dem Labor deutliche Vorteile: Der Ausstoß von Schadstoffen wie Methangasen ließe sich drastisch reduzieren während weniger Land und Wasser für die Viehhaltung benötigt werden.

Auch andere Start-ups wie Modern Meadow aus New York, Memphis Meats aus San Francisco und Unternehmen wie Mosa Meat aus Maastricht glauben an den Erfolg von „In-Vitro“-Fleisch und sehen hierbei großes Marktpotenzial.

Ist Masse statt Klasse wirklich die Lösung?

Doch viel wichtiger ist, ob die Verbraucher überhaupt bereit sind, für das Zuchtfleisch aus der Petrischale zu zahlen. Verbraucher? Damit sind nicht nur eure Gäste gemeint, sondern auch ihr als Köche und Gastronomen. Ihr entscheidet, was ihr wo kauft – und diese Wahl hat Einfluss darauf, zu welchen Bedingungen die Waren hergestellt und produziert werden.

Ist der Sache nicht eigentlich mehr gedient, einfach weniger Fleisch und tierische Produkte zu konsumieren? Auf bessere Qualität zu setzen, die eben durch artgerechte Tierhaltung erreicht wird, statt das Angebot an Fleischprodukten weiter in die Höhe zu treiben?

Ihr habt die Wahl!

 

Massentierhaltung – der erste Schritt ist getan

Massentierhaltung - der erste Schritt ist getan

Die Straathof Holding ist ein großer Schweinezüchter in Ostdeutschland. Das Kerngeschäft besteht im Halten von Zuchtsauen und deren Verkauf. Darüber hinaus werden zum Teil eigenerzeugte Ferkel in eigenen oder gepachteten Mastställen zu Mastschweinen gemästet und veräußert.

Das Unternehmen ist Teil der holländischen Straathof Holding, die in den Niederlanden drei weitere große Schweinezuchten betreibt.

Seit Jahren sind immer wieder Vorwürfe gegen den Betreiber erhoben worden, Journalisten legten Fotos und Videos vor, die die Haltungsbedingungen jenseits sämtlicher Verordnungen zeigten. Hier ein Link der Tierwelt nach einem Bericht des Reports in Mainz über die Serienzüchter.

Massentierhaltung mit kalkulierten Bussgeldern

Ferkel bei Straathof - Bild der Tierwelt.ch
Ferkel bei Straathof – Bild der Tierwelt.ch

Die Strafen waren offensichtlich einkalkuliert, mehr als Geldbussen waren nicht zu befürchten – in Kreisen und Kommunen sind solche Betriebe als großer Arbeitgeber (für Werkverträge um die 5 Euro pro Stunde oder rumänische Wanderarbeiter, die deutlich günstiger sind) geachtet, es wird sehr vorsichtig mit ihnen umgegangen.

Jetzt wurde der Betrieb endlich mit dem nötigen Druck durchsucht und die Bedingungen kontrolliert und dokumentiert – mit weitreichenden Folgen für den Betreiber und, sollte es durchgehen, für die gesamte Massentierhaltung.

Und unsere Meinung steht: Es muss nicht jeder jeden Tag Fleisch essen, insofern ist es nicht notwendig, den Preis noch weiter zu senken. Mit 3 Euro pro Kilo könnte sich eine Familie gut ernähren und es könnten gerechte Löhne bezahlt werden. Der Preis von derzeit 1,60 soll im nächsten Jahr auf 1,30 pro Kilo fallen – das heißt noch schlechtere Bedingungen für Tier und Arbeiter. Der Verbraucher erhält dennoch kein billiges Fleisch – die Haltungsbedinungen der Züchter selbst, der Manager der Fleischfabriken und des Handels zeigen deutlich, dass genug Luft für Ethik und Anstand vorhanden ist.

Deswegen: Im Umgang mit Lebewesen kann es keine Vorsicht geben – die Haltungsbedingungen für Zucht- und Mastgut ebenso wie die Haltungsbedingungen der dortigen Mitarbeiter rufen nach der Kontrollfunktion des Staates: Hier tut Kontrolle und Fürsorge gut.

Link zum Stern-Artikel